ZANG TUMMM TUMB ARTICLES “the first draft of history”

Hollys selbstgemalte bilder


Ein Mädchen namens Gloria machte Holly Johnson viel Kopfzerbrechen: Zwei Wochen lang dachte er allein über die leicht gebräunte Tönung ihrer nackten Haut nach: Aber jetzt, da die Farbe richtig gemischt ist, alles stimmt und Gloria als fertiges Gemälde in seinem Tonstudio im Keller seines Hauses hängt, ist er äußerst stolz und zufrieden. Holly Johnson, der BRAVO als einzige Zeilschrift exklusiv in sein Haus in Fulham einlud, ist mit Leib und Seele Maler. Manchmal schließt sich der Musiker stundenlang in seinem Tonstudio ein, hängt ein Schild, auf dem steht „Bitte nicht storen”, an die Tür und läßt superlaut ein paar Demos laufen.

Sowohl seine beiden Sekretärinnen Doreen und Amanda, als auch seinen deutschen Manager Wolfgang wiegt er so in dem Glauben, daß er an neuen Songs arbeitet. In Wirklichkeit aber flüchtet er sich in ein kleines Nebenzimmer des Studios und malt, malt, malt!

Für ihn ist das Malen eine echte Erholung vom Stress des Musikgeschäfts. Dabei kann er ungestört nachdenken und mit sich und der Welt ins reine kommen. 20 bis 30 Gemälde hat er schon fertig dastehen. Zur Zeit arbeitet er gerade an einem Selbstporträt. Sein Stil ist ein völlig eigener, man könnte ihn aber im Ansatz als eine Mischung aus Goya und Picasso bezeichnen. Holly ist übrigens ein großer Bewunderer der Malerei des 20. Jahrhunderts.

Die Rahmen zu seinen Gemälden entwirft er selbst und läßt sie dann von einem Freund anfertigen. „Irgendwann möchte ich eine Ausstellung meiner Werke organisieren,” grinst Holly, „aber wann?” Der vielbeschäftigte Sänger und Songschreiber steht zur Zeit unter dem Stress, sein zweites Album fertigzustellen. Nebenbei macht er auch noch Promotion für seine aktuelle Single „Atomic City”. Außerdem kummert er sich selbst um sein Outfit und Image. Sein neuster Trend: „Blue Suede” Schuhe (Blaue Wildleder-Treter) mit dicken Gummisohlen à la sechziger Jahre. Dazu trägt er im Moment am liebsten eine kurze schwarze Lederjacke mit Marlon Brandos Porträt auf dem Rücken, die Jean Paul Gaultier entworfen hat. Holly malte sich dazu noch Augen in jeder Form und Farbe auf den Rücken der Jacke — also auch voll im Sechziger-Jahre-Stil. Obendrein kaufte er sich noch eine alte „Gibson” à la Elvis, auf der er oft stundenlang herumklimpert. Seine Liebe zur Malerei entdeckte Holly übrigens schon mit 18, als gerade Andy Warhol mit dem Porträt von Marilyn Monroe so populär wurde. Holly war so fasziniert von dem Künstler, daß er sich bei dem letzten Besuch des Popart-Malers in London ein Autogramm holte, auf das er sehr stolz ist…