Relax sagt, wie man es richtig macht…
„Relax” sagt, wie man „es” richtig macht…
Entspanne dich, tu’s nicht, wenn du hinkommen willst…” Diese Zeilen aus ihrem „Relax”-Hit beförderten Frankie goes to Hollywood aus Liverpool umgehend auf die Index-Liste der englischen BBC. Die Radio-Macher vermuteten hinter dem Tanz-Knaller, der inzwischen auch bei uns aus so gut wie jedem Lautsprecher dröhnt, einen Anschlag auf Moral und gute Sitten. Vermutlich nicht ganz zu unrecht. Frankie-Boß und-Leadsänger Holly Johnson (24) gibt sich zwar unschuldig: „Ich wollte nur sagen, daß man entspannt sein Ziel eher erreicht und leichter Erfolg hat als mit großen Krämpfen. An ‚kommen’ in sexuellem Sinn dachte ich dabei nicht.” Aber das scharfe Cover der Relax-Maxi spricht eine deutliche Sprache. Es könnte ohne weiteres als kurz gefaßte Aufklärungsbroschüre durchgehen. Auf der Vorderseite der Plattenhülle fesselt ein spärlich bekleidetes Leder- und Muskelpärchen in engem Rückenclinch das Auge des Betrachters. Hinten drauf findet er eine längere Abhandlung über die psychologischen Zusammenhänge zwischen Sex und Charakter, garniert mit vier gekennzeichneten Sperma-Fäden auf dem Marsch. Doch das gepfefferte, von schwerem Lokomotiven-Rhythmus angetriebene „Relax” wäre todsicher auch ohne zweideutigen Text und angeschärfte Verpackung ein Hit geworden. Yes-Produzent Trevor Horn bannte Powersound erster Güte aufs Band, der selbst Marmor-Statuen zu Tanzbewegungen zwingt. So laut und wild Holly, der Mann im Vordergrund, auf der Scheibe klingt und bei Auftritten in schwerer schwarzer Leder- und Nietenmontur aussieht, in Wirklichkeit ist er ein ruhiger freundlicher Zeitgenosse. Er wohnt bei seiner Mutter in einem Eckhaus an der berühmten „Penny lane”, wo auch Paul McCartney aufwuchs. Nachdem Holly sein Studium an der Kunst- und Filmhochschule vor drei Jahren abgebrochen hatte, sang er bei der Band Big in Japan und spielte in liverpool Theater-Rollen. Für die schicke Londoner Szene und fast täglich wechselnde Modeströmungen wie die New-Romantic-Welle hat er nur ein mitleidiges Lächeln übrig. „Meine Band kommt aus dem Arbeiter-Viertel von Liverpool. Hier werden keine modischen Marionetten groß, sondern harte Jungs.” Diese Typen hängen in Läden wie „Eric’s” oder der Disco „Planet Axe” rum und hören bevorzugt Reggae, Funk, aber auch Abba und sogar klassische Musik. Im „Eric’s” lernte Holly den ehemaligen Zimmermann Mark O’Toole (20, Baß) und den Automechaniker Peter Gill (20, Schlagzeug) kennen, mit denen er vor einem Jahr die ersten Songs schrieb und die Band gründete.